Hallo liebe Leser, heute ist ein besonderer Tag für Südtirol. Der Präsident der Europäischen Kommission Jean-Claude Juncker ist im Land. Gegen 10.30 wurde er am Silvius-Magnago-Platz empfangen, für 12.10 Uhr ist eine Rede an der Freien Universität Bozen angesetzt. Das möchten Sie nicht verpassen? Dann bleiben Sie am besten hier: STOL berichtet live aus der Aula Magna.

stol.it:

18.11.2016 - 11:45

Juncker hat bereits im Saal Platz genommen. Vorerst noch auf den Zuhörerrängen. Eben hat Helmut Tichy das Wort ergriffen. Er spricht zu „70 Jahre Schutzfunktion Österreichs: Handlungsmöglichkeiten gestern, heute und morgen“.

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18.11.2016 - 11:49

Kurz zu Junckers Referat: Der EU-Kommissionspräsident möchte über das Subsidaritätsprinzip sprechen. Im Interview mit den "Dolomiten" bezeichnete sich Juncker selbst als "Fan" dieses Prinzips. Also als ein Fan der Haltung, „dass Herausforderungen am besten auf der Ebene gelöst werden, die den Menschen am nächsten ist“.

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18.11.2016 - 11:53

Für die Regionen fand der Kommissionspräsident in dem Interview nur lobende Worte. "Europas Reichtum ist seine Vielfalt, seine Regionen", sagte er den "Dolomiten". Juncker betonte in dem Gespräch, die Regionen seien ein wichtiger wirtschaftlicher und kultureller Motor Europas. Deshalb unterstütze man die grenzüberschreitende, regionale Zusammenarbeit besonders. Man wolle in der EU Rahmen schaffen, sodass sich die Regionen entfalten könnten.

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18.11.2016 - 12:03

Schon lange bevor Juncker ans Rednerpult tritt, ist die Aula Magna zum Bersten voll. Das Who's Who Südtiroler Politik und Gesellschaft ist in die Uni Bozen gekommen: Landeshauptmann Arno Kompatscher, Landesregierung, Landtagsabgeordnete, Bürgermeister. HGV-Präsident Manfred Pinzger, Handelskammerpräsident Michl Ebner, der Präsident des Unternehmerverbandes Stefan Pan, um nur einige zu nennen. Jeder Platz ist belegt. Jeder will Juncker zuhören, ihn sehen, ihn erleben.

stol.it:

18.11.2016 - 12:05

Das Referat des EU-Kommissionspräsidenten ist für 12.10 Uhr geplant. Es trägt den Titel "Das Prinzip der Subsidiarität und die Perspektiven der Regionen in der Europäischen Union von heute“. 

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18.11.2016 - 12:11

Allerdings ist die Veranstaltung an der Uni Bozen etwas in Zeitverzug. Jetzt tritt Jens Woelk ans Pult. Der Professor für Verfassungsrecht an der Uni Trient hat seinen Forschungsschwerpunkt auf Föderalismus, Regionalismus und Minderheitenschutz gelegt. Er spricht über die „Europaregion Tirol-Südtirol-Trentino“.

stol.it:

18.11.2016 - 12:12

Juncker dürfte sein Referat gegen 12.30 Uhr beginnen.

stol.it:

18.11.2016 - 12:20


In der Aula Magna der Uni Bozen ist kein Platz mehr frei.

stol.it:

18.11.2016 - 12:24

Wenige Minuten vor der Rede des Kommissionspräsidenten noch ein paar Informationen zu Jean-Claude Juncker: Juncker ist 61 Jahre alt und seit 2014 Präsident der Europäischen Kommission. Juncker stammt aus Luxemburg, ist eigentlich gelernter Rechtsanwalt. Seit 1982 ist er politisch aktiv, fast 20 Jahre lang war er Premierminister Luxemburgs. Juncker gehört der Christlich Sozialen Volkspartei an.

stol.it:

18.11.2016 - 12:29

Junckers Rede beginnt in wenigen Minuten. Er wird als "großer Freund Südtirols" angekündigt.

stol.it:

18.11.2016 - 12:30

"Meine Herren", sagt Juncker. "Meine Damen und Herren." "Ich bin gerne hier, sagt man immer, aber heute stimmt es. Ich habe mich auf diesen Besuch gefreut. Ich habe den Besuch dem Landeshauptmann versprochen."

stol.it:

18.11.2016 - 12:31

"Ich war so begeistert, heute nach Südtirol zu kommen, da habe ich meine Rede im Flugzeug liegen lassen."
 

stol.it:

18.11.2016 - 12:31

"Zum Glück haben meine Vorredner lange genug geredet, so konnte ich doch noch eine Rede vorbereiten."

stol.it:

18.11.2016 - 12:31

"Tiroler und Südtiroler lassen ein großes Maß an Hausverstand erkennen, wenn sie sich zu Wort melden."

stol.it:

18.11.2016 - 12:33

"Ich bin gerne hier, weil ich ein Mensch bin, der sich gerne mit anderen Menschen unterhält, die Grenzerfahrungen haben. Und ihr habt noch Grenzen erlebt. Mit allen Schmerzen."

stol.it:

18.11.2016 - 12:35

"Diese Region ist eine Modellregion in Europa, hier herrscht ein Identitätsdreiklang: Südtiroler, Italiener, Europäer."

stol.it:

18.11.2016 - 12:36

"Wir Europäer wissen von anderen Europäer recht wenig. Wir interessieren uns nicht genug."

stol.it:

18.11.2016 - 12:37

"Regionen sind wichtig. In Brüssel streiten wir darüber, wie viele Regionen es in Europa gibt. Es sind viele. Das zeigt, dass dort etwas los ist. Die drei Ebenen - Staaten, Regionen, Kommunen - schulden sich Respekt."

stol.it:

18.11.2016 - 12:38

"Die katholische Kirche müsste eigentlich der Hauptverbündete der Gemeinden sein. Weil dort bleibt die Kirche im Dorf." Gelächter im Saal.

stol.it:

18.11.2016 - 12:38

"Wir müssen den Hauptfehler der europäischen Konstruktion beseitigen: die Kluft zwischen europäischer Politik und Bürger ist ständig am Anwachsen."

stol.it:

18.11.2016 - 12:39

"Die europäische Politik ist unter Dauerbeschuss. Man braucht wohl einen Sündenbock. Aber, dass ständig auf die EU und die Kommission eingeprügelt wird, macht keinen Sinn."

stol.it:

18.11.2016 - 12:40

"Man sollte aufhören, dass wenn etwas gut geht, das der eigenen Regierungskunst zuzuschreiben, aber wenn etwas schief geht, war es die EU."

stol.it:

18.11.2016 - 12:41

"Bislang war es so, dass die Europäische Kommission sehr groß war in kleinen Dingen. Und sehr klein war in großen Dingen."

stol.it:

18.11.2016 - 12:44

"Europa ist der permanente Dialog zwischen Souveränität und Solidarität."

stol.it:

18.11.2016 - 12:45

"Souveränität muss geteilt werden. Das ist wichtig. Auch in der Außenpolitik. Aber die europäischen Außenpolitik ist ein krankes Kind. Sie wächst nicht richtig. Aber wird werden in der Welt gebraucht. Und wir brauchen die Welt."

stol.it:

18.11.2016 - 12:46

"Wir müssen unsere Verteidigungskräfte bündeln. Wir sind von Konfliktzonen umgeben. Die Amerikaner werden nicht ewig auf die europäische Sicherheit schauen."

stol.it:

18.11.2016 - 12:47

"Wir geben gleich viel Geld aus wie die Amerikaner für die Rüstung. Aber unsere Effizienz kann mit derer der Amerikaner nicht mithalten."

stol.it:

18.11.2016 - 12:48

"Ein Hühnerhaufen ist eine geschlossene Kampfformationen verglichen mit der Verteidigung der Europäischen Union."

stol.it:

18.11.2016 - 12:50

"Wir machen die Handelspolitik nicht für das Großkapital, sondern für Arbeitsplätze in der EU. Ich bin für Handelsabkommen. Aber der Handel muss free and fair sein."

stol.it:

18.11.2016 - 12:51

"Wirtschafts- und Währungspolitik: Das ist ein Beispiel dafür, wie viel Kraft man aus geteilter Souveränität schöpfen kann."

stol.it:

18.11.2016 - 12:53

"Hätten wir das nicht gemacht, hätten wir nun einen Währungskrieg in Europa."

stol.it:

18.11.2016 - 12:54

"Der Euro schützt uns. Man sollte nicht so tun, als wäre es besser, würden wir wieder zu nationalen Währungen zurückkehren. Das würde in die Katastrophe führen."

stol.it:

18.11.2016 - 12:55

"Ich hätte gerne, dass die EU ein geordnetes Verhältnis zu Großbritannien herstellt. Zu eurpäischen Bedingungen. Es kann nicht sein, dass man Vollzeiteuropäer ist, wenn es ums Nehmen geht, aber Teilzeiteuropäer, wenn's ums Geben geht."

stol.it:

18.11.2016 - 12:56

"Dasselbe gilt für die Flüchtlingsproblematik. Hier muss man solidarisch sein, auch mit Italien."

stol.it:

18.11.2016 - 12:56

"Das Gleiche gilt, wenn wir über Erdbeben reden. Da muss auch die EU Geld in die Hand nehmen, um den italienischen Freunden zu helfen."

stol.it:

18.11.2016 - 12:57

"Ich hätte gerne, dass die EU die Zerstörung wieder aufbaut. Um den Menschen zu zeigen, wir sind da, wenn es euch schlecht geht."
 

stol.it:

18.11.2016 - 13:00

Juncker plädiert dafür, dass sich die EU an die eigenen Beschlüsse hält. "Es muss so sein, dass jeder alle (Flüchtlinge) aufnimmt. Unabhängig vom Glauben."

stol.it:

18.11.2016 - 13:02

"Ich kann nur dafür werben, dass wir den europäischen Binnenmarkt weiter ausbauen. Wir dürfen nicht vergessen, wer wir eigentlich sind. Das wissen wir ja nicht. Europa ist der kleinste Kontinent, alle anderen wissen das, aber wir nicht. Wirtschaftlich betrachtet werden wir schwächer, demographisch genauso. Man muss daraus erkennen: Die EU muss ihr Tun und Lassen vollständiger begründen als bisher."

stol.it:

18.11.2016 - 13:03

"Das Thema Frieden bleibt. Denn der Frieden ist nicht dauernd gesichert. Blicken wir nach Syrien. Der Krieg ist auch bei uns angekommen - Stichwort Terrorismus."

stol.it:

18.11.2016 - 13:10

"Und dann stell ich fest. Man spricht wieder mehr von Staaten, wir können alles besser allein. Stimmt nicht. Nichts können wir allein. Wir müssen den Kontinent so gestalten, dass wir noch gehört werden in der Welt."

stol.it:

18.11.2016 - 13:10

"Solange noch 25.000 Kinder am Tag sterben, solange ist Europa noch nicht am Ende seiner Aufgaben."

stol.it:

18.11.2016 - 13:10

Das Ende von Junckers Rede. Tosender Applaus im Saal.